Buen Camino

Vier Länder, vier Monate, zwei Typen

von Christoph Hormann

89 Wandertage
2834 km

Dieses ist eine Geschichte von zweien, die loszogen, um quer durch Europa zu laufen – soweit einmal der Plan.

Der Gedanke
Wie fing eigentlich alles an? Ich bin schon immer gerne und auch viel gewandert. Die Annapurna Runde in Nepal oder den Alexander MacKenzie Heritage Trail Kanada durfte ich schon begehen. Der West-Weg und die Via Jakobi in der Schweiz waren Ziel von mir. Die beiden letzten Wege bin ich dann zusammen mit unseren Kindern gelaufen.

Die Via Jakobi hat uns sehr gut gefallen und so hatte ich schon damals den ersten Gedanken daran auch mal den „richtigen Jakobsweg“ zu laufen. Das alles war so ab dem Jahr 2009. Im Jahr 2013 kam dann unsere verrückte Luzie (Nora my celtic fellow) zu uns.

Jetzt war die Frage ob Luzie sich denn auch überhaupt auf Wanderungen bewähren würde, somit wurde der kommende Sommer gleich für eine mehrtägige Tour im Verwall und Montafon genutzt. Die Woche hat Luzie mit Bravur, trotz ihres damals noch zarten Alters von nur 8 Monaten, bestanden.

Anfang 2015 war dann die Entscheidung gefallen, wir wollten den Jakobsweg im Norden von Spanien, den Camino Frances, laufen. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, Luzie ist dabei. Als ich den Wunsch meinem Chef gegenüber äußerte sagte der zu mir: „Warum läufst du da denn nicht ganz hin, wenn das einer macht dann du?“ er meinte Santiago de Compostela, dieses war ein Gedanke mit dem ich mich erste einmal vertraut machen musste, was aber sehr schnell ging.

Nachdem meine Frau mir die Freigabe erteilte und auch auf der Arbeit alles geklärt war konnten Luzie und ich uns auf das große Abenteuer vorbereiten. Der Start war für das Frühjahr 2016 angepeilt.

Die Vorbereitungen
Die eigentliche Vorbereitung begann dann ab dem Mai 2015 mit wöchentlichen Touren. Da wir auch fleißig für die Begleithundeprüfung am Trainieren waren, sind wir dann oft am Sonntag zum Hundeplatz gelaufen. Ein Weg immerhin 13 Kilometer, im Nachhinein war das aber sicherlich eine ganz gute Entscheidung.

Luzie, meine treue Beleiterin am Anfang der Tour
Luzie meine treue Begleiterin, am Anfang unserer Tour

Im Herbst des Jahres waren wir dann noch für 10 Tage in den Vogesen / Elsass auf einer Test-Tour. Diese Test-Tour war wichtig und interessant zugleich. Ich war sehr überrascht, weil ich das überhaupt nicht bedacht hatte, als ich am ersten Abend unser Zelt aufgebaut hatte. Luzie hat mich mit großen Augen angeschaut und einem fragenden Blick: „Was soll das denn sein, du glaubst doch nicht das ich da rein gehe!“ Nach gutem zureden und vormachen, erst mal selber ins Zelt reinklettern, war es dann aber doch nicht so schwierig sie von dem Vorteil des Zelts zu überzeugen.

Ein ganz wichtiges Thema, für alle Pilger, ist immer wieviel Gepäck nimmt man mit? Dieses ist ein Punkt der unter vielen Pilgern als eine Art von „Ersatzreligion“ verstanden wird. Es gibt die 10%-Regel, nicht mehr als 10% vom eigenen Körpergewicht sollte der Rucksack wiegen. Andere sind fest der Meinung das nicht mehr als 8 kg getragen werden sollten. Diese ganzen Diskussionen sind und waren für mich in keiner Weise zielführend. Den Spaß mit einem Hund auf der Wanderung, gerade wenn der Hund nichts tragen sollte, den erkauft man sich mit zusätzlichem Gewicht. Bei mir waren es am Ende dann so ca. 15 kg Netto, ohne Wasser und Lebensmittel für mich und Luzie.

Abends, wenn es kühl wurde, bekam Luzie einen Mantel an.

Der Start
Wann soll man starten? Besser in den Sommer hinein, oder besser aus dem Sommer raus? Mich fasziniert immer der Frühling, so habe wir uns J entschlossen im Frühling zu starten. 
Vier Pfoten, auf diesen läuft Luzie (Nora my celtic fellow), auf den zwei Beinen war ich unterwegs Christoph Hormann, zusammen kommen wir aus dem Landkreis Rastatt. Gewandert sind wir schon immer gerne und seit 2013 ist Luzie auch immer mit auf Tour gegangen, so entstand der Wunsch auch mal eine längere Strecke am Stück zu Laufen.

Der Plan war, in gut 20 Wochen, so viel Zeit hatte wir zur Verfügung, zu Fuß so weit zu kommen wie es geht. Der Jakobsweg hat mich schon länger beschäftigt und so reifte der Entschluss heran diesen Weg zu begehen. Am 20.03.2016 war es dann so weit, eine Woche vor Ostern, unser Weg beginnt.

Von unserer Haustür aus, ging es nach Süden, immer am Rhein entlang, Freiburg war unser erstes Ziel. In Fessenheim haben wir die Grenze zu Frankreich überschritten und durchquerten unter anderem die Regionen Elsass, Burgund und die Auvergne mit dem ersten Zwischenziel nach gut 950 km, Le Puy-en-Velay im Département Haute-Loire.

Wälder in Burgund, wie man sehen kann waren die Wege nicht immer in einem guten Zustand

Kurz vor Le Puy trafen wir dann auch auf andere Pilger, nachdem wir vorher gute 4 Wochen oft alleine gelaufen sind. Die Wälder in Burgund waren einsam und unerwartet groß, Luzie hat diese Zeit der absoluten Freiheit sehr genossen.

Le Puy-en Velay, in der Auvergne, ein Tag Pause und etwas über 1000km Wanderstrecke

Nach Le Puy, wir liefen nun auf der historischen Route der „Via Pondiensis“, waren deutlich mehr Pilger auf dem Weg in Richtung Süden, nach Saint-Jean-Pied-de-Port. Dort beginnt für viele Pilger der klassische Jakobsweg.

in der Bourgogne in der berühmten Lage von Chassagne-Montrachet
Besonderer Wein bedarf auch einer besonderen Behandlung, in der Nähe Chassagne-Montrachet

Unser nächstes Ziel aber war der Marien-Wallfahrtsort Lourdes, im Département Hautes-Pyrénées, mit der mächtigen Basilika am Rand der Pyrenäen. Überquert haben wir die Pyrenäen am Col de Pourtalet in 1794 Meter Höhe, der Paß ist gleichzeigt auch die Grenze zu Spanien.

Anfang Mai waren dann die ersten wirklich heißen Tage …. da sollte noch mehr kommen

Nun waren wir in Aragonien, dass Wetter bisher recht kühl aber mit relativ wenig Regen, änderte sich nun deutlich, es wurde am Tag richtig warm. Ende Mai waren wir dann in der Gegend von Pamplona wo wir in Puenta la Reina (Region Navarra) in den Camino Frances (französischen Weg) einbogen.

Nach weiteren 740 km erreichten wir am 19.06.2016 nach 89 Wandertagen und 2834 km Santiago de Compostela. Da wir noch Zeit hatten sind wir noch zum „Ende der Welt“, dem Kap Finisterre, dem westlichste Punkt vom europäischen Festland, gegangen. Nach weiteren 12 Tagen waren wir am 09.07.2016 nach 3332 km in Porto, dem Ende unserer Wanderung.

Nun hatte der Weg auch Spuren an uns hinterlassen, wir hatten beide deutlich an Gewicht verloren, zusammen waren es gute 10 kg. Geschlafen haben wir auf unserer Wanderung in einem Zelt, so war das Problem der Übernachtung gelöst. Diese war eine intensive Zeit die Luzie und ich zusammen verbracht haben und zum Glück sind wir beide von Krankheiten verschont geblieben. Luzie ist, trotz zum Teil der großer Hitze in Spanien und Portugal, immer mit Freude auf dem Weg gewesen. Die Spanier sagten immer zu mir Luzie sei ein guter compañero.

In diesem Sinne ein herzliches Buen Camino sagt ihnen Christoph mit Luzie


Wir bedanken uns herzlich beim Autor des Pilgerberichts Christoph Hormann für den Report und die schönen Bilder.

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