Cystinurie – Dr. Ulrich Merschbrock: Aufruf zur Probenentnahme
Dr.Ulrich Merschbrock aktualisiert in diesem Artikel den aktuellen Sachstand zur Cystinurie und bittet um Proben, die für den Fortgang der Arbeit notwendig sind.
Dieser Text wurde am 9. April aktualisiert. Die aktualisierte Version finden Sie hier
Liebe Irish Terrier Freund*innen,
Wie vielleicht einige von Ihnen wissen, habe ich seit anderthalb Jahren es mir als IT Besitzer und prakt. Tierarzt zum Ziel gesetzt, der seit langem im Schlaf liegende Forschung nach der Ursache und einem Gentest für die Cystinurie beim Irish Terrier neues Leben einzuhauchen. Ich denke, dass ich mit meinen Denkansätzen und neuen Urin- und Blutproben für die Arbeitsgruppe um Prof. Leeb am Genetischen Institut der Vetsuisse Universität in Bern in dieser Zeit einiges erreicht habe.
So kann man mittlerweile sagen, dass wir es entgegen den anderen Cystinurieerkrankungen bei anderen Hunderassen und dem Menschen nicht mit einer autosomalen Vererbung zu tun haben. Weiterhin gibt es auf einmal starke Hinweise für eine Region auf einem ungewöhnlichen Gen, wo verstärkt gesucht werden kann. Auch die biochemisch-physiologische Ursache gestaltet sich kompliziert und ungewöhnlich, so dass eine einfache Lösung bisher nicht gefunden worden, aber nun scheinbar in greifbare Nähe gerückt ist. Hier stehe ich persönlich in Kontakt mit europäischen Wissenschaftlern.
Ich habe in den letzten Monaten sehr viel Freizeit und auch eigenes Geld in diese Bemühungen gesteckt und appeliere an alle gewissenhaften Irish Terrierfreunde, mir und auch der Arbeitsgruppe nun Prof. Leeb weiterzuhelfen, indem Sie bitte entweder ihren älteren, nicht kastrierten und gesunden (nicht steinbildenden) Rüden bei Ihrem Tierarzt untersuchen und bei keinerlei Auffälligkeiten hinsichtlich von Cystinkristallen und COLA-Werten im Urin Blut abnehmen lassen. Die genauen Einzelheiten können Sie den von mir früher verfassten Anleitungen entnehmen. Auch bitte ich alle Züchter, Kontakt zu Besitzern aufzunehmen, denen man vor 7 oder mehr Jahren einen Rüden verkauft hat, und diese von der Forschungsaktivität zu überzeugen. Gerne übernehme ich auch diese Argumentation, habe allerdings aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Adressliste. In solchen Fällen möge man mir nach Absprache die Kontaktdaten übermitteln. Selbstverständlich bleiben die gewonnenen Informationen anonym, und ich sichere diese Anonymität auch jeder Person zu, die sich in dieser Sache mit mir in Verbindung setzt.
Wenn wir möglichst viele gesunde ältere Rüden zusammen bekommen, haben wir die einmalige Chance, in kurzer Zeit ein greifbares und verwertbares Ergebnis zu bekommen, weil wir nun wissen, wo wir suchen müssen.
Ich baue und zähle auf Sie!
Die Anleitung zur Probenentnahme können Sie direkt hier herunterladen. Es handelt sich um die aktuelle Version vom 22.03.2021
Dr. Ulrich Merschbrock
prakt. Tierarzt, Kleintierpraxis
Schafhausener Str. 40
52525 Heinsberg
info@tierarzt-merschbrock.de
Cystinurie – Dr. Ulrich Merschbrock zum aktuellen Stand
Veterinär Dr.Ulrich Merschbrock erläutert in diesem Artikel den aktuellen Sachstand seiner Bemühungen zur Cystinurie beim Irish Terrier.
Liebe Irish Terrier Freund*innen,
Obwohl wir Besitzer einer der gesündesten Hunderassen der Welt sind, treten dennoch seit Jahrzehnten immer wieder Fälle einer genetisch bedingten Erkrankung auf, die wir leider im Vorfeld und auch in der Behandlung nur bedingt erkennen und auch therapieren können. Ich spreche hier von der Cystinurie. Hierbei handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung von Säugetieren und Menschen, bei der es durch einen genetischen Schaden dem Organismus unmöglich ist, überschüssiges, über die Niere ausgeschiedenes Cystin als Aminosäure aus dem Urin wieder in den Körper zurück zu resorbieren. Dabei kann es, durch mehrere andere Faktoren bedingt, zu Cystinkristallen mit anschließender Cystinsteinbildung kommen. Diese Cystinsteine setzen sich dann in den Harnleitern, der Harnblase und der Harnröhre fest und können lebensbedrohliche Zustände hervorrufen.
Leider gibt es nicht nur eine Form der Cystinurie, sondern es existieren mehrere Arten. Beim Menschen und einigen Hunderassen ist es schon vor Jahren gelungen, die genaue pathophysiologische Ursache, den Genmarker, den Vererbungsgang und damit auch einen passenden Gentest zu finden.
Leider sind die Verhältnisse beim Irish Terrier, beim Kromfohrländer, Mastiff und weiteren anderen über 60 Hunderassen anders und komplizierter, so dass wir hier noch ziemlich im Trüben fischen. Seit über 10 Jahren ist jedoch bekannt, dass diese nur beim Rüden beobachtete Erkrankung sofort gestoppt wird, wenn kein männliches Hormon, das Testosteron, gebildet wird. Daher kann man beim betroffenen Patienten mit der Herausnahme der Steine durch eine Kastration das Problem sicher lösen. Die genaue Pathophysiologie dieser als androgenbedingte Cystinurie bezeichneten Krankheit ist noch unbekannt; wir hoffen aber, durch die Zusammenarbeit mit passenden Forschungseinrichtungen in der Schweiz, in Spanien und den USA einen Durchbruch erzielen zu können. Auch der Vererbungsgang entspricht nicht dem vom Menschen, dem Neufundländer oder Pinscher. Daher ist es in den letzten Jahrzehnten immer wieder zu Krankheitsfällen bei Rüden gekommen, die man sich mit dem gegenwärtigen Wissensstand nicht erklären konnte.
Federführend in der Welt bei der Erforschung eines Gentests für die Cystinurie beim Irish Terrier ist das genetische Institut der Vetsuisse Universität Bern/Schweiz unter Prof. Leeb.
Er hat in Zusammenarbeit mit Prof. Giger von der Universität Philadelphia/USA eine Blutdatenbank von hauptsächlich erkrankten Rüden aufgebaut. Was nun für die sichere Erforschung dieser Erkrankung fehlt, ist eine größere Gruppe von gesunden und älteren Rüden, damit man einen genetischen Vergleich zum erkrankten Klientel hat.
Hierzu suchen wir dringend Besitzer von Rüden über 5 Jahren, die klinisch gesund sind, und die bereit sind, bei ihrem Hund eine Urinprobenuntersuchung (nur bei den Laboren „Biocontrol“, “Synlab” oder „IDEXX“) auf die Menge der im Urin enthaltenen Aminosäuren, incl. der für eine Cystinurie sprechenden COLA (Cystin-, Ornithin-, Lysin-, Arginin-Aminosäure)Werte und des Urinstatus (pH-Wert, Sedimente, Blut, Kristalle u.a.) machen zu lassen und bei einem guten Ausgang eine Blutprobe dem Schweizer Institut zur Verfügung zu stellen. Voraussetzung für die sichere Bewertung einer Urinprobe wäre allerdings, dass die Ernährung mit nicht zu proteinreichem Futter (Trockenfutter max. 23 Prozent; Nassfutter 7,5 Prozent; kein tierisches Hydrolysat und kein Methioninzusatz) mindestens zwei Wochen vor der Abgabe erfolgt. Wenn bei dieser Untersuchung keine Cystinkristalle aufgefallen sind und die für eine Cystinurie sprechenden COLA-Aminonsäurewerte unter 500 bis 700 mg liegen, sollte man das Blut des betreffenden Probanden nach Bern schicken. Hinweise mit Detailangaben kann man im Internet unter https://www.genetics.unibe.ch/forschung/dokumente_hund/cystinurie_beim_irish_terrier_und_kromfohrlaender/index_ger.html abrufen.
Mir ist bewusst, dass diese Untersuchung durch das Labor und auch wegen der Tierarztbemühungen Geld (zwischen 120 und 180 Euro) kostet, möchte aber auch bemerken, dass man sich als Rüdenbesitzer verdient macht um die Suche für einen Test, der in Zukunft die Krankheit erkennen lässt, die für den betroffenen Rüden evtl. lebensbedrohlich sein kann. Zudem erhält man einen hervorragenden Überblick über den Fütterungseinsatz hinsichtlich der Eiweiße und einen sicheren Nierenstatus seines Tieres. Diese positiven Erkenntnisse sind mir z. B. bei den bisherigen Untersuchungen aufgefallen, und wir konnten auch bei einigen Rüden in diesem Zusammenhang krankheitsbedingte Zustände aufzeigen, die sonst verborgen geblieben wären. Außerdem besteht die Möglichkeit, einen Zuschuss von 80 Euro vom Förderverein für Irish Terrier zu erhalten. (Anm.)
Selbstverständlich werden diese Ergebnisse sehr vertraulich behandelt und unterliegen der tierärztlichen Schweigepflicht.
Ich hoffe, dass sich durch meinen Aufruf doch einige Rüdenbesitzer als Züchter oder Privatperson angesprochen fühlen. Gerne stehe ich Ihnen oder Ihrem/Ihrer behandelnden Tierarzt/Tierärztin bei Bedarf für den genauen Ablauf und die Abklärung von Einzelheiten zur Verfügung.
Dr. Ulrich Merschbrock
prakt. Tierarzt, Kleintierpraxis
Schafhausener Str. 40
52525 Heinsberg
info@tierarzt-merschbrock.de
Die Anleitung zur Probenentnahme können Sie direkt hier herunterladen. Es handelt sich um die aktuelle Version vom 22.03.2021
Anmerkung
Die Bezuschussung in Höhe von bis zu EUR 80 durch den Förderverein Irish Terrier kann nur erfolgen, wenn die COLA –Testergebnisse darauf verweisen, dass der getestete Rüde ein geeigneter Kandidat für die Forschung in Bern ist.
© Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Sollten Sie Teile hiervon verwenden wollen, wenden Sie sich bitte an den Seitenbetreiber. Er wird dann gegebenenfalls den Kontakt zum Urheber oder Nutzungsberechtigten herstellen.