Gesundheit

 

Corny Feet (Hyperkeratose der Pfotenballen)

Unter Hyperkeratose versteht man eine Verhornungsstörung der Pfotenballen, die dazu führt, dass das Ballenhorn rissig und unelastisch wird. In den Rissen kann es zu schmerzhaften Entzündungen kommen. Es kommt zur vemehrten Bildung von Ballenhorn, das sich in Form von seitlichen Auswüchsen zeigt. Die Krallen zeigen krankhaftes Wachstum, das zu Verformungen führt. Hyperkeratose kann in unterschiedlichen Ausprägungsgraden auftreten. Die milderen Formen lassen sich durch intensive Pflege (regelmäßiges Kürzen des überschießend wachsenden Horns und der Krallen, tägliche Pflegebäder der Pfoten, regelmäßiges Eincremen) behandeln. Dennoch ist das Laufen besonders auf rauem Boden für die betroffenen Hunde schmerzhaft. Und für den Besitzer bedeutet ein Hund mit Hyperkeratose lebenslange intensive und aufwändige Pflege.

Die ersten Symptome der Hyperkeratose zeigen sich im Alter von 14 bis 28 Wochen. Daraus ergibt sich das Problem, dass man beim Kauf eines Welpen mit etwa 9 Wochen noch nicht beurteilen kann, ob der Hund von Hyperkeratose betroffen ist.

Hyperkeratose war beim Irish Terrier früher recht stark verbreitet. Nach einer Untersuchung von BINDER et al. (2000) folgt die Hyperkaratose beim Irish Terrier einem autosomal rezessiven Erbgang. Daraus ergibt sich das Problem, dass Hunde, die das Defektgen in heterozygoter Form tragen nicht als Anlageträger erkannt werden können und daher ihre genetische Belastung bei der Selektion nicht berücksichtigt werden kann. Und auch, dass der Anteil an heterozygoten Anlageträgern weit höher ist als der Anteil an Merkmalsträgern.

Trotzdem scheint es gelungen zu sein, die Hyperkeratose auf eine relativ niedrige Frequenz zurückzudrängen. Ein Grund dafür mag sein, dass im Rahmen von Ausstellungen und Zuchtzulassungen beim Irish Terrier den Pfoten von den Richtern üblicherweise vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt wird. Hyperkeratotische Hunde werden daher mit großer Wahrscheinlichkeit erkannt und daher nicht in der Zucht eingesetzt. Damit findet ein Prozess statt, der in der Tierzucht als Massenselektion bezeichnet wird – ein Zuchtausschluss aller Merkmalsträger. Damit allein kann man ein rezessives Defektgen zwar nicht aus der Population eliminieren, man kann seine Häufigkeit aber auf einem sehr niedrigen Niveau stabil halten. Diese Massenselektion entspricht im Wesentlichen natürlichen Selektionsbedingungen in Wildpopulationen. Auch dort bleiben genetische Defekte auf einem ganz niedrigen Niveau, wenn sie verhindern, dass betroffene Tiere zur Fortpflanzung kommen.

Problematisch wird es allenfalls dann, wenn ein Rüde, der heterozygoter Anlageträger ist, im Übermaß züchterisch genutzt wird. Da in einem solchen Fall das rezessive Defektgen an die Hälfte seiner Nachkommen weitergegeben wird, kann nach ein paar Generationen die Erkrankung wieder gehäuft auftreten.

Ein Gentest, der die sichere Detektierung von heterozygoten Anlageträgern ermöglicht, steht bislang noch nicht zur Verfügung. Bisherige Versuche für die Hyperkeratose verantwortliche Gene zu finden, waren nicht erfolgreich. Nach meinen Informationen wird in Frankreich weiter nach einem Gentest geforscht.

Zu empfehlen ist daher, der Pfotenkontrolle bei den Ausstellungen und insbesondere der Zuchtzulassung weiterhin entsprechendes Augenmerk zu schenken. Zu empfehlen ist zudem, bei der Auswahl von Paarungspartnern darauf zu achten, dass möglichst wenig gemeinsame Ahnen vorliegen. Insbesondere, dass Ahnen, bei denen bekannt ist, dass sie Anlageträger für Hyperkeratose sind, nicht auf beiden Seiten des Stammbaums auftreten.

Literatur:

Binder et al. (2000): Palmoplantar hyperkeratosis in Irish terriers: evidence of autosomal recessive inheritance. Journal of small Animal Practice 41, 52-55

Schleifer et al. (2003): Familial footpad hyperkeratosis and inheritance of keratin 2, keratin 9 and desmogelin 1 in two pedigrees of Irish Terriers. American Journal of Veterinary Research, 64, 6, 715-720


Diese beiden Artikel über Cystinurie und Corny Feet wurden freundlicherweise von Dr. Irene Sommerfeld-Stur für den Förderverein für Irish Terrier verfasst. Vielen Dank!